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Nicolas Flessa vom Verein Buckowina e.V.

Nicolas Flessa vom Verein Buckowina e.V.
© Buckowina e.V.

1. Buckowina Festival

Interview mit Nicolas Flessa

Am Samstag findet das erste Buckowina Festival in Buckow statt. Wir sprachen mit Nicolas Flessa vom Veranstalter, um mehr zu erfahren.

Herr Flessa, am 17. August findet das Buckowina Festival statt. Was habe ich mir darunter vorzustellen?
Das Buckowina Festival ist eine Initiative des Buckowina e.V. Es holt großartige Künstlerinnen und Künstler auf eine eigens dafür errichtete Freiluftbühne in der Märkischen Schweiz – mit Blick auf den malerischen Buckowsee. Jede und jeder von ihnen hat sich auf seine Art mit einem gemeinsamen Thema auseinandergesetzt. In der ersten Ausgabe ist es das Leben und Werk von Selma Merbaum, die dieses Jahr 100 Jahre geworden wäre.

Kommt diese Selma Merbaum aus Buckow?
Fast, zumindest, wenn Sie uns dieses kleine Wortspiel erlauben. Selma kommt aus der Bukowina – also auch einem „Buchenort“, wenn man mal vom slawischen Ursprung beider Ortsbegriffe ausgeht. Die Bukowina war bis 1918 der östlichste Zipfel von Österreich-Ungarn. In ihrer Hauptstadt Czernowitz, die heute in der Ukraine liegt, lebten bis zum Zweiten Weltkrieg Juden, Deutsche, Rumänen, Ukrainer und Polen miteinander – eine Stadt, in der, wie Georg Heinzen einmal sagte, „die Bürgersteige mit Rosensträuchern gefegt wurden und es mehr Buchhandlungen gab als Bäckereien.“

Und warum sollten wir uns heute an Selma Merbaum erinnern?
Weil ihre Geschichte unglaublich berührend ist. Mit nur 15 Jahren begann sie, die Welt um sich herum in Worte zu fassen, die heute zur deutschsprachigen Weltliteratur zählen – 58 Gedichte, die sie ihrem Freund Leiser Fichmann »zum Andenken und Dank für viel unvergesslich Schönes in Liebe gewidmet« hatte. Worte der Liebe, der Wut und der Hoffnung, Worte der Ungeduld, der Neugier und der Verzweiflung. Mit 18 Jahren kam sie in einem Arbeitslager der SS ums Leben – nachdem sie sich dort, wie wir durch die Recherchen ihrer Biografin Marion Tauschwitz wissen, um die mitgefangenen Kinder gekümmert hatte.

Gibt es neben dem Namen der Bukowina und Buckows noch eine direkte Verbindung von Selmas Geschichte mit unserer Region?
Ja, in der Tat. Jürgen Serke, der die Gedichte von Selma zum ersten Mal herausgab und die junge Dichterin mit seinem Buch auf einen Schlag weltberühmt machte, stammt aus Landsberg an der Warthe. Dass dieses heute Gorzów Wielkopolski heißt und seit 1945 in Polen liegt, weist schon darauf hin, warum wir als Buckowina Festival auch zukünftig den Blick nach Osteuropa wenden und spannende Künstlerinnen und Künstler sowie ihre Regionen vorstellen wollen, die wichtige Einflüsse auf die deutsche Kultur gehabt haben.

Was bietet denn das 1. Buckowina Festival seinen Besucherinnen und Besuchern?
Das erste Highlight ist der Auftritt der aus Heidelberg angereisten Autorin Marion Tauschwitz zu Leben und Werk Selma Merbaums. Danach folgt die feierliche Pflanzung einer aus der Bukowina stammenden Buche, die beide »Buchenorte« in Zukunft symbolisch miteinander verbinden wird – begleitet von einer Performance und der sagenhaften Musik der im Oderbruch lebenden Komponistin und Cellistin Nina Clarissa Frenzel.

Nach Rückkehr auf die Festwiese erwartet uns gegen 17:00 Uhr das Konzert der Schauspielerin und Sängerin Ana Fonell. Begleitet vom argentinischen Gitarristen Quique Sinesi wird sie uns 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung ihrer Platte »Du, weißt Du…« eine Neubearbeitung ihrer vielfach gefeierten Selmalieder vorstellen.

Ich habe gelesen, dass auch das Kino als Spielort involviert sein wird. Stimmt das?
Absolut! Um 19:30 Uhr wird der im Tscherniwzi der 1990er-Jahre gedrehte und mehrfach preisgekrönte Film »Herr Zwilling und Frau Zuckermannn« des Regisseurs Volker Koepp in den Parklichtspielen Buckow gezeigt. Eine unglaublich zu Herzen gehende Beobachtung der letzten Zeitgenossen Selmas aus dem untergegangenen Czernowitz. Wir freuen uns besonders darüber, dass er in Anwesenheit des Regisseurs zu sehen sein wird – der im Anschluss mit dem aus Tscherniwzi angereisten Literaturwissenschaftler Petro Rychlo über die Kultur des multikulturellen Czernowitz sprechen wird.

Zur Kultur gehört ja immer auch das leibliche Wohl, wie Sie im Wohlbehagen Buckow zu sagen pflegen. Ist dafür denn auch gesorgt?
Auf jeden Fall! Zwischen dem Konzert mit Ana Fonell und dem Kinofilm gibt es auf der Festwiese am Buckowsee ein echtes Buckowina Dinner mit leckeren Spezialitäten aus der jüdischen, orientalischen und osteuropäischen Kultur. Dazu gibt es auch einen Cocktailwagen, der den ganzen Tag über geöffnet sein wird. Auch wenn wir nach dem Film den Tagesausklang am See genießen – zu Klängen von DJ Coost.

Wo kann man Karten bekommen?
Auf unserer Website selma100.buckowina.de oder einfach an der Tageskasse – Beginn ist 14:00 Uhr.

Vielen Dank für das Gespräch!

Datum: 14.08.2024




Dieser Artikel wurde erstellt durch:

Redaktion MOL Nachrichten
Andreas Prinz
Redaktion


Tel.: 0 33 41 / 49 99 99

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