Umlagert: vor Vortrag und Konzert an der Pyramide gibt es Gelegenheit zu Gesprächen und Imbiss.
© Gabriele Rataj
Momente mit Pyramidenblick
Bei „Feldstein und Musik“ zieht es alljährlich über 100 Besucher an die Pyramide Garzau.
Ausflug, Ausstellung, Picknick, Vortrag und Konzert - ob einzeln und zeitversetzt oder als Gesamtveranstaltung betrachtet, der Besuch der Reihe „Feldstein und Musik“ am letzten August-Sonnabend 2025 kann erneut als gelungen bezeichnet werden. Bei bestem Wetter haben etwa 90 Vortragsbesucher und rund 150 Konzertgäste die Open-air-Veranstaltung an der Feldsteinpyramide Garzau genossen.
Dr. Christian Reimann vom Förderverein Pyramide Garzau durchmaß mit seinen Erläuterungen zur Pyramide die Zeiten: von der Entstehung Ende des 18. Jahrhunderts und ihrem schnellen Verfall nach 1802 über den ruinösen Ritterburg-Abenteuerspielplatz der Dorfjungen in den 1950ern und die „Wiederentdeckung“ in den 1990ern bis zu ihrer Rekonstruktion und dem Heute.
Selbst langjährige Freunde dieses jährlichen Veranstaltungshöhepunktes im ehemaligen Landschaftspark des Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau erfahren dabei stets Interessantes oder auch Neues. War doch die Informationslage zu dem verwilderten Park und dessen einstigen Bauten – dem Herrenhaus, der Insel mit der Urne der Mutter des Grafen in einer großen Wasserlandschaft, Grotten, Badehäuschen, dem mit Wein bewachsenen Hügel und der krönenden Pyramide - viele Jahre äußerst dürftig.
Erst in den 1980er Jahren war der Altphilologe und ehemalige Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin, der damals zufällig in Garzau Urlaub gemacht hatte, auf den verwilderten Park gestoßen, hatte mit Recherchen begonnen und war schließlich in der Staatsbibliothek fündig geworden. Kupferstiche u. a. von Friedrich Genelly vermitteln bis heute einen Eindruck von dem Kleinod in seiner kurzen Blütezeit und können beim Aufstieg zum Pyramidenhügel betrachtet werden.
Neben einer recht blumig-sentimentalen Darstellung des Landschaftsparks durch Leopold von Reichenbach in dessen Büchlein zu Gärten in der Mark Brandenburg 1790 gab es erst im Mai 2021 Neues in Sachen Schmettauscher Park, stellte Dr. Reimann dar. Über ein Charlottenburger Auktionshaus wurde ein Skizzenbuch Schmettaus angeboten. Bei der Rekonstruktion der Feldsteinpyramide durch den Förderverein hätte das zwar nicht mehr helfen können – diese war bereits beendet -, doch Christian Reimann konnte nichts von einem Besuch der Versteigerung abhalten.
Es sei 30 x 20 cm groß, in marokkanischem Ziegen- bzw. Lammleder gebunden, mit Vergoldungen …, schilderte er seine Begegnung mit diesem Zeugnis. Es zeige innen linksseitig Worte in Französisch und Deutsch, rechtsseitig Handzeichnungen mit weiteren Schriftzügen. Ein Vergleich mit Schmettaus erhalten gebliebenem Testament belege die Identität der Schrift. Ein Parkplan indes fehle in dem Büchlein – glücklicherweise habe die Berliner Staatsbibliothek dafür den Zuschlag erhalten -, ebenso eine Ansicht zum Innenraum der Pyramide. Vielleicht hänge diese ja irgendwo bei jemandem überm Sofa, mutmaßte Reimann scherzhaft.
Ungeachtet dessen hat das „Häuflein von ungefähr einem Dutzend Verschworenen“ des Fördervereines, wie Reimann ausführte, ein Jahrzehnt lang die Rekonstruktion dieses Bauwerks vorangetrieben. Undenkbar ohne die profunde fachliche Begleitung und Unterstützung durch Professor Detlef Karg, ehemaliger Landeskonservator von Brandenburg, das Architekturbüro von Manfred Selle und die Unentwegten aus dem Förderverein mit der ganzen Familie Reimann und Olaf Pistulla als einem der Tatkräftigen aus dem Dorf Garzau.
Sie sitzen am letzten Augustsonntag jedes Jahr zumeist mit im Publikum, erinnern sich an diese Zeit, freuen sich an dem Feuerwerk mediterraner Weltmusik des Trios „Acoustic musik poets“ mit Blick auf die Pyramide und nehmen vielleicht eines der stimmungsfreudigen Bilder „Farbiges Brandenburg“ von Stefan Völker mit nach Hause. Bis nächstes Jahr zur selben Zeit!
Textquelle: Gabriele Rataj
Datum: 01.09.2025
Zwei der Unentwegten: Christian Reimann und Manfred Selle (r)
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Acoustic music poets: Das Trio zauberte einen mediterranen Klangteppich.
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Dieser Artikel wurde erstellt durch:
Redaktionsbüro reisereste.de
Gabriele Rataj
Redakteurin
