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Dr. Erich Siek

Dr. Erich Siek
© Edgar Nemschok

Mit der Heimat verbunden

Dr. Erich Siek (1927-2025) hat Neuenhagener Geschichte geschrieben

Vor drei Jahren hatte Dr. Erich Siek sein umfangreiches Archiv der Gemeinde übergeben. Verbunden mit der Verpflichtung zum sorgsamen Umgang. Mehr noch, er hoffte immer noch auf ein von der Gemeindevertretung zu verabschiedendes Konzept für die Ortschronik. Seiner Meinung nach müsste es klar sein, wie Informationen aus Gegenwart und Vergangenheit gesammelt und in welcher Struktur sie bewahrt werden sollten. Am Ende gehe es dennoch nicht um Wissenschaft, sondern um das Fördern der Heimatverbundenheit, sagte er immer wieder. „Die Leute zum Nachdenken und zum Lachen zu bringen“, lautete sein Credo. Neben dem Archiv sind etliche Publikationen, Vorträge und Ausstellungen dem promovierten Bibliothekar Dr. Erich Siek zu verdanken.

Es ist die Liebe zu Büchern, die den beruflichen Weg des gebürtigen Potsdamers bestimmen. Dabei hätte sein Leben schon früh zu Ende sein können. Jahrgang 1927, wird er 1944 zur Infanterie eingezogen. Als Erich Siek diese Zeit überstanden hatte, ist für ihn klar: „Ich nehme nie wieder eine Waffe in die Hand“.

Nach dem Krieg erwirbt Siek in seiner Heimatstadt die Hochschulreife und steht nach einem gerade mal dreiwöchigen Lehrgang als Neulehrer selbst vor einer Schulklasse. Nach zwei Jahren hängt er aber diesen Beruf an den Nagel und belegt einen Lehrgang Bibliothekswesen. Mit dem Abschluss in der Tasche tritt er eine Stelle als Betriebsbibliothekar in Stalinstadt, dem heutigen Eisenhüttenstadt, an. Später folgt er dem Ruf ins Zentralinstitut für Bibliothekswesen in Berlin. Er geht in die Wissenschaft, nimmt eine Stelle als Assistent an, promoviert. Erich Siek arbeitet nun in Berlin, erhält aber dort keine Wohnung. Noch gilt eine Zuzugssperre für die DDR-Hauptstadt. In Neuenhagen ergattert er zusammen mit seiner Frau Hannelore ein möbliertes Zimmer, später eine Wohnung.

Dem Neubeginn im Zuge der Deutschen Einheit muss sich Erich Siek nicht mehr stellen. Er geht in Rente. War Neuenhagen bis dahin vor allem seine Schlafstadt, hat er jetzt Zeit. In der Bibliothek trifft er auf einen kleinen Kreis Geschichtsinteressierter. Er lernt auch noch den einstigen Bürgermeister und langjährigen Ortschronisten Erich Bischof kennen. Leider zerstreut sich der Kreis der Interessierten wieder. Weil er sich weiter der Ortsgeschichte widmet und Belege sammelt, in persönlichen und betrieblichen Archiven stöbert, bekommt er schnell den Titel Ortschronist zugeschrieben. Drei Jahrzehnte lang füllt er dann diese Rolle aus. Die Neuenhagener erfuhren durch Dr. Erich Siek vieles über die Menschen, nach denen ihre Straßen benannt wurden, über Betriebe im Ort, die es schon lange nicht mehr gibt und über Leute, die hier einst für Veränderungen und Fortschritt sorgten.

Mit 98 Jahren ist Dr. Erich Siek nun im Juli 2025 verstorben.

Textquelle: Siegfried Wagner

Datum: 17.08.2025




Dieser Artikel wurde erstellt durch:

Redaktionsbüro reisereste.de
Edgar Nemschok
Redakteur

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