Leni-Alexandra Kunze
© Edgar Nemschok
"Sie wird weiter ihren Weg gehen"
Der Fußballkreis Ostbrandenburg ist stolz auf seine Schiedsrichterinnen
Es läuft die 76. Minute im Spiel um den Super-Cup des Fußballkreises Ostbrandenburg. Zwischen den Mannschaften des 1. FC Frankfurt (Oder) II und der Spielgemeinschaft Hennickendorf/Rehfelde steht es 0:0. Es beginnt die Schlussphase und beiden Teams ist anzumerken, dass die Kräfte so langsam nachlassen. Kein Wunder, denn sie stecken noch mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison, die im Allgemeinen von Aufbau- und Krafttraining gekennzeichnet ist. Und wenn die Kräfte nachlassen, lässt auch die Konzentration nach und verbissene Zweikämpfe werden immer häufiger. Zwei Spieler rasseln im Rehfelder Strafraum zusammen und sofort kommen von allen Seiten Schreie: „Schiri, Elfmeter, Schiri, Rote Karte“. Auch die Beteiligten sind erregt: „Der ist mir auf den Fuß getreten“, „Das war ein klares Foul.“ Es wird hektisch und immer lauter. Hauptschiedsrichter in diesem Spiel ist Leni-Alexandra Kunze und sie ist in diesen Minuten gefordert. Souverän läuft die 18-jährige junge Frau zum Tatort, mischt sich in den Tumult und versucht, die Gemüter zu beruhigen. Das gelingt ihr mit Bravour, und nach wenigen Minuten kann die Partie weitergehen - ohne Elfmeter und ohne Rote Karte. Es stellt sich nach Anhörung aller heraus, dass der Zwischenfall eher harmlos war. Ihr zur Seite steht Linienrichter René Karge, der die Szene genau beobachten und seiner Schiedsrichterin über das Headset Hilfestellung geben kann. „Sie ist ein ganz großes Talent und wird eine Karriere im Schiedsrichtergeschäft machen“, ist sich der Ansetzer Kreisoberliga und Verantwortliche für die Nachwuchsförderung Schiedsrichter sicher.
Leni-Alexandra Kunze bewältigt eine recht ausgefüllte Woche. Sie will Ärztin werden und studiert bereits im dritten Semester. Bis jetzt ist es ihr Wunsch, einmal in der Rechtsmedizin oder Chirurgie zu arbeiten. „Doch bis zum Studienende ist es ein langer Weg und erfahrungsgemäß ändern sich die Studienziele noch.“ Ihr Studienort ist Magdeburg und trotz des hohen Lernaufwandes will sie auch weiterhin als Schiedsrichterin aktiv sein. Momentan absolviert sie ein Pflegepraktikum, ebenfalls in Magdeburg. Sie kommt jedes Wochenende nach Hause, um dann samstags und sonntags auf dem Fußballplatz zu stehen.
„Es gibt durchaus prominente Beispiele, die beweisen, dass man beide Tätigkeiten parallel ausüben kann“, sagt sie und nennt Bundesliga-Schiedsrichter wie Dr. Matthias Jöllenbeck und Miriam Schwermer, die in der Frauen-Bundesliga unterwegs ist und 2024 das DFB-Pokalfinale der Frauen pfeifen durfte. Leni-Alexandra Kunze kennt die DFB-Schiedsrichterin und durfte bereist bei ihr als Assistentin an der Linie aktiv sein. Und apropos Bundesliga - sie hat mit Deniz Aytekin ein Vorbild aus dem Profi-Fußball. „Seine natürliche Autorität und Fähigkeit, auch unter Druck richtige Entscheidungen zu treffen, bewundere ich. Allerdings hat er auch die Eigenschaft mit eigenen Fehlern professionell umzugehen. Er hat zudem eine lockere Art mit den Spielern auf dem Platz zu kommunizieren. Daran muss ich selbst noch arbeiten, das weiß ich“, sagt sie selbstkritisch,
Geboren ist Leni-Alexandra Kunze in Frankfurt (Oder), aufgewachsen und zur Schule gegangen ist sie in Fürstenwalde. Sie hat ihr Abitur übrigens mit einem Zensuren-Durchschnitt von 1,0 abgelegt.“ Im Jahre 2015 hat Leni-Alexandra Kunze beim FSV Union Fürstenwalde angefangen, Fußball zu spielen. Doch im Verein wusste man nicht so recht, wie es mit der Mädchenmannschaft weitergehen würde. Sie wollte aber diesem Sport unbedingt treu bleiben und mit Unterstützung ihres Stiefvaters Heiko und der Mutter Katharina legte sie 2022 eine Schiedsrichterprüfung ab. Inzwischen spielt sie selbst nicht mehr und ist ausschließlich als Unparteiische – weiterhin für den FSV Union Fürstenwalde - auf den Plätzen unterwegs. Sie schaffte bereits den Sprung in die Frauen-Regionalliga und kann in der neuen Saison auch als Assistentin bei Spielen der 2. Frauen-Bundesliga eingesetzt werden.
„Und sie wird auch weiter ihren Weg machen“, ist sich einer ihrer wichtigsten Förderer, René Karge, sicher. „Was ich an ihr schätze und was sie auszeichnet, ist die absolute Regelsicherheit. Sie kann gut zuhören und nimmt jeden Rat an. Sie ist ständig bemüht, sich zu verbessern. Da sie selbst Fußball gespielt hat und obwohl sie noch sehr jung ist, hat sie die nötige Empathie auch für die Spieler. Was ich noch sagen möchte, auch ich kann von ihr so einiges lernen.“
Datum: 16.08.2025
Dieser Artikel wurde erstellt durch:
Redaktionsbüro reisereste.de
Edgar Nemschok
Redakteur
