Blütenstand des Breitblättrigen Knabenkrauts (links) und des Fleischfarbenen Knabenkrauts (rechts)
© Jörg Hoffmann
Orchideen in Feuchtwiesen
in unserer Region
Ende Mai blühen auf artenreichen Feuchtwiesen die Orchideen
Wildwachsende Orchideen sind botanische Kostbarkeiten der heimischen Flora. Im Land Brandenburg wurden bisher 39 Orchideenarten nachgewiesen, von denen nach aktuellem Kenntnisstand 12 als ausgestorben gelten (ZIMMERMANN 2018). Alle noch heute vorkommenden Orchideen unserer Heimat sind mit Ausnahme einiger lokaler Bestände landesweit nicht häufig und meist im Bestand rückläufig.
In der 1990 als Naturpark ausgewiesenen, floristisch artenreichen Märkischen Schweiz mit einer Größe von gut 200 km² gab es 17 Orchideen-Arten. Von diesen wurden sechs sehr lange nicht mehr beobachtet, z. B. der Frauenschuh und das Rote Waldvöglein, die heute regional ausgestorben sind (HOFFMANN 2006).
Durch extensive Feuchtwiesennutzungen ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, einige der Wiesenorchideen in ihren Beständen zu vergrößern. Zu diesen Arten zählen des Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) (Abb. links) und das Fleischfarbene Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) (Abb. rechts).
Der Gattungsname „Dactylorhiza“ leitet sich aus dem griechischen dactylos=Finger und rhiza=Wurzel ab, wegen der fingerartigen Wurzelknollen. Der Artname majalis wurde aus dem lateinischen maialis entlehnt und bedeutet „auf den Mai bezogen“, incarnata „die Fleischgewordene“.
Die Blüte des Breitblättrigen Knabenkrautes beginnt in den ersten Maitagen, erreicht um den 20. Mai ihr Maximum und endet in der ersten Junihälfte. Auf den Moorwiesen im Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Buch, bei Hohenstein und Ruhlsdorf gelegen, sind zu dieser Zeit viele der farbenprächtigen Orchideen in voller Blüte.
Etwa zehn Tage später setzt die Blüte des Fleischfarbenen Knabenkrautes ein. Diese zeigt eine etwas hellere Farbe (vgl. Abb.). Vereinzelt treten auch weiße oder rosafarbene Blüten auf.
Beide Arten kann man auf dem ersten Blick an der unterschiedlichen Tönung der Blütenfarbe unterschieden. Außerdem sind Spross und Blätter des Breitblättrigen Knabenkrautes etwas dunkler gefärbt sowie deren Blätter gepunktet, hingegen bei dem Fleischfarbenen Knabenkraut ohne eine solche Zeichnung.
Diese Orchideen wachsen in artenreichen Feuchtwiesen, die nicht entwässert und gedüngt werden dürfen. Eine Wiesenmahd sollte möglichst alljährlich erfolgen, um aufkommenden Gehölzbewuchs und eine zu dichte Verkrautung der Flächen zu vermeiden. Sehr extensive Feuchtwiesennutzungen, wie sie vor langer Zeit durch kleinbäuerliche Bewirtschaftungen erfolgten, sind daher wichtige Methoden zum Erhalt der Wiesen-Orchideengemeinschaften. Aktuell kann man feststellen, dass die Mehrzahl der kleinen Vorkommen der Wiesen-Orchideen in unserer Landschaft bereits durch Nutzungsauflassung, Verbuschung und Bewaldung verloren gegangen sind. Neben einer mosaikartigen Flächenbewirtschaftung ist für den Erhalt der artenreichen Feuchtwiesen mit ihren verschiedenen Orchideenarten der Wasserrückhalt in der Landschaft sehr wichtig.
Literatur:
HOFFMANN, J. 2006: Flora des Naturparks Märkische Schweiz. Cuvillier Verlag Göttingen: 578 S.
ZIMMERMANN, F. 2018: Die Orchideen Brandenburgs – Verbreitung, Gefährdung, Schutz. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 35 (2): 4-147.
Zum Autor:
Jörg Hoffmann beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit der heimischen Natur. Besonders interessieren ihn die Artengruppen Vögel, Gefäßpflanzen und Tagfalter der Region sowie der Naturschutz. Er promovierte auf den Gebieten der Landwirtschafts- sowie der Naturwissenschaften. Gut 40 Jahre arbeitete er als Wissenschaftler in den Forschungsinstituten in Müncheberg, Braunschweig und Kleinmachnow. Er publizierte ca. 300 Fachbeiträge in Zeitschriften und Büchern. Eine jüngere Langzeitstudie befasste sich mit den Veränderungen der Biodiversität unserer Landschaften (HOFFMANN, J. 2023: Biodiversität im Zeitvergleich. Strukturelemente und Nutzungen räumlich identischer Ackerbaugebiete 1991-1993 und 2018-2021. Auswirkungen auf die Biodiversität. Berichte aus dem Julius Kühn-Institut 224: 940 S. https://www.openagrar.de/receive/openagrar_mods_00088315 ).
Textquelle: (Ein Beitrag von Jörg Hoffmann, Waldsieversdorf)
Datum: 05.06.2025
Dieser Artikel wurde erstellt durch:
Redaktion MOL Nachrichten
Dr. Jörg Hoffmann
