
Claudia Michelsen und Frank Fröhlich präsentierten in der Anna-Ditzen-Bibliothek in Neuenhagen Kästner-Gedichte, gemischt mit zeitgenössischen musikalischen Kostproben.
© Stefanie Reich
Ein großer Abend für Erich Kästner
Bis heute beliebt "Emil und die Detektive"
Fünfzig Jahre nach Erich Kästners Tod im Jahre 1974, feierte die Anna-Ditzen-Bibliothek in Neuenhagen unlängst das Leben: gemeinsam mit einem weiteren prominenten Kind der Stadt Dresden, das es nach Berlin verschlagen hat und einem Berliner Künstler der nun in Dresden lebt!
Claudia Michelsen und Frank Fröhlich haben ein Programm zusammengestellt, in dem Kästner-Gedichte mit zeitgenössischen musikalischen Kostproben gemischt wurden. Diese ist bereits als Hörbuch im Dresdener Goldmund Hörverlag erschienen, wurde in der Neuenhagener Bibliothek allerdings erstmals live präsentiert. Heitere bis deftige Wortmeldungen burschikoser Damen wurden perfekt in Szene gesetzt von einer brillant rezitierenden Claudia Michelsen, Gitarrist Frank Fröhlich untermalte diese mitreißend. Ein großer Abend für Kästner.
Als Erich Kästner vor 125 Jahren das Licht der Welt erblickte, war nicht zu erahnen, was ihn und die Welt in den kommenden Jahrzehnten erwarten würde. Fest stand aber schon damals, dass der Junge zielstrebig auf eine Karriere hinarbeiten sollte, die ihn zeitlebens eng mit seiner Muttersprache verband. Bereits während der Ausbildung im Lehrerseminar folgten Publikationen und Artikel und nach der Promotion dann die Mitarbeit an populären intellektuellen Zeitschriften.
1928 erschien das Buch, das die Herzen eines Millionenpublikums und nachfolgender Generationen im Sturm eroberte: Emil und die Detektive! Allerdings musste Kästner wenige Jahre später mit eigenen Augen sehen, wie sein Werk auf dem Berliner Bebelplatz in die Flammen geworfen wurde – als ein deutscher Autor, der nicht an den Spuk des Nationalsozialismus geglaubt hatte.
Als Grenzgänger und ständig überwacht, gelangen ihm in den nachfolgenden Jahren aber diese vielen Werke, die Ihnen heute sofort beim Namen Kästner einfallen. Ausländische Verlage halfen aus, bis Hitler ganz Europa vereinnahmte. Erich Kästner hat dieses grauenhafte Inferno überlebt. Er begann sich nach dem Krieg wieder in Deutschland stark zu engagieren, verfolgte die Nürnberger Prozesse und wurde ein nimmermüder Pazifist. Daran erinnert zu werden war nicht nur für die Gäste in der Bibliothek, sondern auch für Erich Kästner ein großer Abend.
Textquelle: Stefanie Reich
Datum: 18.10.2024
Dieser Artikel wurde erstellt durch:
Redaktionsbüro reisereste.de
Edgar Nemschok
Redakteur