© Uwe Spranger
Neuer Stolperstein enthüllt
in der Strausberger Altstadt
Neuer Stolperstein enthüllt
In Strausberg ist am 11. März ein weiterer Stolperstein hinzugekommen. Mit dem Messingelement wird nun vor dem Haus Große Straße 73 auch an die Jüdin Helene Levy erinnert. Bislang gab es in der Nähe bereits solche Tafeln für ihren Mann Albert und Tochter Franziska Schumacher sowie Sohn Georg Levy. Die Männer wurden 1942 deportiert und in Vernichtungslagern der Nazis ermordet. Helene Levy, geb. Hartwich, Jahrgang 1862, zog 1939, nachdem der Familienbesitz „arisiert“ worden war, in ein jüdisches Altersheim in Berlin und verstarb im Mai 1940 in einer Heilanstalt in Berlin-Buch.
Im Beisein von Helene Levys Enkelin Margreth Wood, drei ihrer sechs Söhne, Bürgermeisterin Elke Stadeler und rund 40 Gästen wurden die nunmehr vier Stolpersteine an einem neuen Standort enthüllt. Der Kommunalservice hatte sie auf Wunsch der Angehörigen auf die andere Seite der Grünstraße verlegt. Dort stand das einstige Wohnhaus der Levys mit Textilgeschäft, Seitenflügel und Stallgebäuden. Die
Gebäude wurden im Herbst 1939 abgerissen. Zu DDR-Zeiten entstand dort der heutige eingeschossige Bau.
Elke Stadeler sprach von einem besonderen Tag und rührenden Moment. Sie sieht in Strausberg eine gute Erinnerungskultur lebendig. Dafür sorgten auch Personen wie Ehrenbürger Kurt Schornsheim, der ebenfalls dabei war und die Levys noch persönlich kannte. Sie hoffe, dass viele Bürger an den Stolpersteinen verharren und auch die Inschrift lesen, sagte sie.
Urenkel Benjamin Wood äußerte, durch das Projekt sei sein Glaube an die Menschlichkeit gestärkt worden. Es sei leuchtendes Vorbild für Toleranz gegenüber Juden und könne als Erinnerung und Warnung für heutige und künftige Generationen dienen. Wood, der heute in den USA lebt, hat eine Tafel mit einem QR-Code erstellt,
über den die Familiengeschichte nachzulesen ist. Die übergab er als mögliche Basis für einen speziellen Stadtrundgang an die Bürgermeisterin. Die versprach, sich zu kümmern, damit viele Leute ihr Smartphone zücken und diese Informationen abrufen können.
Die Kontakte der Familie nach Deutschland waren über Sabine Franke, Lehrerin am Heinitz-Gymnasium Rüdersdorf, hergestellt worden. Sie hatte mit Schülern Familiengeschichten für Stolpersteine recherchiert und war dabei auch auf die Familie gestoßen. Gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt des Humanistischen
Verbandes und dem Kreisverband der VVN-BdA Märkisch-Oderland waren letztlich die Veranstaltung ins Strausberg und eine weitere in Seelow vorbereitet worden.
Zuletzt hatte der Kölner Künstler Gunter Demnig, der Initiator der Stolpersteine, im Februar 2023 vor dem Haus Große Straße 61 eine solche Tafel für Moisy Fingergut in das Fußwegpflaster eingelassen. Die Steine erinnern vor dem letzten selbst gewählten Wohnort von NS-Opfern an diese Personen. Mittlerweile gibt es mehr als 90.000 solcher Objekte in über 1200 Kommunen Deutschlands und in gut 20 Ländern Europas.
Datum: 11.03.2024
Dieser Artikel wurde erstellt durch:
Redaktion MOL Nachrichten
Andreas Prinz
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