Infotafel zu Kalkmooren
Von Schild zu Schild
Wandertipp für Wissbegierige
Abseits viel begangener Wege lässt sich mal zwischendurch ein kleiner Trip rund ums Ruhlsdorfer Bruch machen. Eine Menge lässt sich dabei am Wegesrand entdecken und auf dem einen oder anderen informativen Schild detailliert nachlesen.
Gestartet wird hinter Hohenstein auf dem Weg in Richtung Garzin. Blick nach links, wo eine ganze Armada junger Bäumchen den Rand zum feuchten Bruchgelände in Richtung Ruhlsdorf säumt. Vor Ort nachlesbar, dass das Projekt Gehölzpflanzung im Ruhlsdorfer Bruch mit Geld aus der Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ sowie des Landes Brandenburg gefördert wurde.
Gleich rechts davon kann sich der neugierige Besucher über Kalkmoore in Brandenburg schlau machen, eines von Projekten der Stiftung Natur Schutz Fonds Brandenburg. Er erfährt, dass das vor ihm liegende Bruch als Naturschutz- und FFH-Gebiet besonderer Aufmerksamkeit unterliegt. Besitzt es doch vielfältige Funktionen als Wasser- und Kohlenstoffspeicher, ist Heimat selten gewordener Pflanzen. Überdies ist es Teil des als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Naturparks. Um es mit seinen vielen seltenen Pflanzen zu erhalten, braucht es regelmäßige Mahd. Sonst nehmen Schilf oder junge Bäume das nötige Licht. Doch im Nabu-Regionalverband Strausberg-Märkische Schweiz kümmern sich Akteure darum.
Weiter geht es auf dem Weg, an dem derzeit neben alten und teils bizarren Bäumen Seifenkraut und Schafgarbe wuchern. Den abseits liegenden Haussee lassen wir rechts liegen, da der Pfad dorthin ohnehin dicht von Kraut überwachsen ist.
Am Garziner Dorfrand entscheiden wir uns für den Weg nach Hasenholz und wandern zwischen Hecken und Feldern mit blühenden Kornblumen und leuchtend rotem Mohn weiter. „Frag den Landwirt!“, ruft uns am Rand eines Weizenschlags ein Schild zu. Der Mann steht leibhaftig nicht zur Verfügung. So widmen wir uns den schriftlichen Erklärungen aus der Landfarm Hohenstein. „Hier wachsen Ihre Brötchen. Oder Ihre Nudeln. Oder Ihr Stück Kuchen“, wird dem Städter der Verwendungszweck des hierzulande am häufigsten angebauten Getreides gewiesen. Davon verzehre jeder im Jahr etwa 80,8 kg.
Die Tafel gibt aber auch Aufschluss darüber, welche Krankheiten und Schädlinge einen guten Ertrag mindern können. Und dass 500 Milliliter Pflanzenschutzmittel (so viel wie der Inhalt eines großen Joghurtbechers) ausreichen, um ein Feld von 10 000 Quadratmetern dagegen vorsorglich zu behandeln.
Noch bevor wir Hasenholz erreichen, stärken wir uns mit heruntergefallenen Früchten eines Wildbirnbaumes und verfolgen angelegentlich, wie ein Landwirt Strohballen vom Feld einfährt. Wir könnten jetzt eine Picknickpause einlegen, doch lockt uns zunächst das hübsche kleine Bauerndorf mit zahlreichen Feldsteinhäusern. Die offene Kirche lässt uns sogar einen Blick in das älteste Gemäuer des Örtchens werfen. An der Friedhofsmauer wieder eine Informationstafel: Europa und Brandenburg haben die Innenraumsanierung und teilweise Fassadenreparatur gefördert. Schlicht und schön präsentiert sie sich wieder und man meint, den Geruch der Holzbehandlung noch zu atmen. Das Picknick verlegen wir indes lieber nach draußen auf eine sonnenbeschienene Bank und schauen kauend die schattige Feldsteinpflasterstraße hinauf.
Danach aber wenden wir uns nach links, um Ruhlsdorf zu erreichen. Doch was ist das? Das kleine quaderförmige und eingezäunte technische Bauwerk am Wegesrand ist mit „Luftmessnetz Brandenburg“ beschriftet. Ausgestattet mit hochsensiblen Geräten werden auf dem Messfeld Hasenholz „Fragen der Entstehung von Treibhausgasen und zur Beeinträchtigung von landwirtschaftlichen Flächen durch ein verändertes Klima“ untersucht. Die Wissenschaftler, die das auswerten, sitzen im Institut für agrarrelevante Klimaforschung am Müncheberger ZALF.
Während wir noch überlegen, ob wir die auf der Infotafel angegebene Telefonnummer einfach mal anrufen sollten, wird unser Blick abgelenkt. Eine Damwildherde grast friedlich im Schutz von schütteren Waldbeständen und hügeligen Wiesen. Eine Weile schauen wir zu, bis wir den angreifenden Mücken lieber entfliehen – hinauf zur Chaussee. Jetzt am Ruhlsdorfer Straßenrand zurück nach Hohenstein? Nein!
Wir queren die Landesstraße und laufen am Heckensaum, vorbei an einem uralten wilden Apfelbaum mit riesigem Stamm ein Stück hinüber Richtung Wald, bis wir auf Wanderimker Fabian Lahres mit einem Bienenwagen stoßen. Da wollen wir doch lieber nicht stören – oder haben wir etwa Angst vor Stichen? Das beste Argument ist, dass wir ohnehin wieder nach Hohenstein wollen. So verpassen wir auch nicht die leuchtend gelben Sonnenblumen, die sich auf einem großen Schlag gerade entfaltet haben.
Die lehrreiche Wanderung ist damit noch nicht am Ende. Wer noch genügend Neugier übrig hat, kann sich kurz vor Hohenstein am Eingang zur Biogasanlage informieren, wie eine solche funktioniert. Oder aber er lässt sich nach etwa 12 absolvierten Kilometern zum Ausruhen am hübschen Dorfteich nieder. Und vielleicht klingelt er, bevor der wieder ins Auto steigt oder auf den Bus wartet, an einer der Hoftüren mit dem Hinweis, dass hinter diesen leckere Obstbrände erworben werden können. Nach so viel Natur doch auch keine schlechte Idee, um am Abend noch einmal alles Revue passieren zu lassen.
Textquelle: Gabriele Rataj
Datum: 03.08.2024
Hasenholz - viel Feldstein prägt das Örtchen.
Dieser Artikel wurde erstellt durch:
Redaktionsbüro reisereste.de
Gabriele Rataj
Redakteurin